Schreinerin – mein Traumjob

Jasmin Kehl, Allrounderin / Projektleiterin, W. Schönthal AG, Thun BE

Jasmin Kehl ist gelernte Schreinerin und absolviert an der HF Bürgenstock die Weiterbildung zur Projektleiterin Schreinerei. Was sie motivierte, die Weiterbildung zu absolvieren und warum sie eigentlich den Beruf hätte wechseln sollen, erzählt sie im Interview.

Fabian Zemp

Autor/in:
Fabian Zemp

Du bist gelernte Schreinerin. Was hat dich motiviert, nach der Lehre eine Diplomausbildung zu absolvieren?

Es gibt zwei Gründe: Die Leidenschaft zum Beruf und meine Gesundheit. Seit klein auf bin ich begeistert vom Schreinern und es gibt nichts anderes, was ich beruflich tun möchte. Im Jahr 2019 hatte ich jedoch einen Unfall und leide seit diesem Zeitpunkt unter Rückenproblemen. Obschon mir die Ärzte zu einem Berufswechsel rieten, kam diese Option für mich nicht in Frage. Deshalb habe ich mich entschieden, in die Arbeitsvorbereitung und Projektleitung zu wechseln. So kann ich mein Fachwissen weiterhin einsetzen und den Körper gleichzeitig entlasten. Diese Berufsperspektive motivierte mich, eine Weiterbildung zu absolvieren.

Warum hast du dich für die Weiterbildung zur Projektleiterin Schreinerei entschieden?

Ich arbeitete bereits als Projektleiterin. Dadurch war es naheliegend, dass ich diejenige Weiterbildung absolviere, welche meinem Arbeitsalltag am nächsten ist. So kann ich das Gelernte eins zu eins umsetzen und anwenden. Zudem habe ich nach dieser Fortbildung die Möglichkeit, das Studium zur dipl. Holztechnikerin HF anzuhängen.

Du bist anfangs 2024 auf dem Bürgenstock gestartet. Wie war der Start an der HFB für dich?

Ich bin in einen bestehenden Lehrgang eingestiegen und traf auf eine sehr lebhafte Klasse, in der sich die anderen schon kannten. Von den Klassenkameraden wurde ich aber sehr gut aufgenommen und integriert.

Die grösste Umstellung war für mich, dass ich an der HFB blockweise Unterricht habe und nicht mehr nur einen Tag in der Woche, wie ich es mir gewohnt war. Darüber hinaus war es für mich anstrengend, mit dem Unterrichtsstoff mitzukommen, da ich beim Kalkulieren einzelne Wissenslücken hatte. Diese galt es zu füllen.

Alles in allem war der Start sehr angenehm und ich bin gut gestartet.

«Ich kann eine Diplomausbildung an der HF Bürgenstock allen empfehlen, die bereit sind, für die Schulblöcke das gewohnte Umfeld zu verlassen. Dafür erwarten dich praxisorientierte Dozenten und ein angenehmes Umfeld zum Lernen. Darüber hinaus knüpfst du schweizweit Kontakte zu Branchenkollegen, die dich auch später weiterbringen.»

Die HFB ist die einzige Weiterbildungsstätte der Branche mit einem Blocksystem. Wie erlebst du diese Form von Weiterbildung?

Während den Unterrichtsblöcken bin ich jeweils für gut drei Wochen auf dem Bürgenstock. Diese Zeit erlebe ich als intensiv, da in kurzer Zeit viel Wissen vermittelt wird. Nach dem Unterricht nutze ich die Möglichkeit, den Unterrichtsstoff umgehend nachzubearbeiten. Wenn ich nach den Schulblöcken wieder am Arbeiten bin, muss ich dafür nicht mehr jeden Abend lernen. Das begrüsse ich sehr.

Wie wirkt sich der Blockunterricht auf die Gruppendynamik in der Klasse aus?

Der Blockunterricht wirkt sich positiv aus. Wir sind sieben Studierende in der Klasse, welche während den Blockwochen auf dem Bürgenstock übernachten. Dafür haben wir gemeinsam eine Wohnung gemietet. Meistens bleiben wir nach dem Unterrichtsende eine Weile an der Schule, um wie erwähnt den Tag aufzuarbeiten. Das anschliessende Nachtessen kochen wir gemeinsam. Die Abende verbringen wir ebenfalls mit der Gruppe – nicht selten gemütlich bei einem Jass und einem Feierabendbier. Diese Kultur schweisst uns zusammen. Deshalb steht schon heute fest: Von dieser Zeit werden wir noch lange reden, denn die Klasse wird während den Blöcken wie zur «2. Familie».

Wie hat das Buchen der Unterkunft geklappt?

Sehr gut. Ich verbrachte die ersten zwei Wochen in einem nahegelegenen Chalet mit Platz für vier Studierende. Meine grösste Sorge war, dass ich mit drei Personen dort sein könnte, mit denen das gemeinsame Wohnen einfach nicht passt. Das war zum Glück nicht so. Ich teilte das Zimmer mit einem sehr angenehmen Studierenden einer anderen Klasse.

Schon bald luden mich Kollegen meiner Klasse zum gemeinsamen Nachtessen ein, sodass ich den Abend mit ihnen verbringen konnte. Zudem haben sie mir angeboten, jeweils mit ihnen die Ferienwohnung zu teilen. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Seit diesem Zeitpunkt teile ich die Unterkunft mit meinen Klassenkameraden.

Unsere Dozierenden sind fast ausnahmslos Leute aus der Praxis, die nebenamtlich dozieren. Wie erlebst du sie?

Die Dozierenden bringen viel Erfahrung mit und unterrichten praxisnah. Konkret bringen sie Beispiele aus dem Berufsumfeld mit, die sie selbst erlebt haben. So kann ich die gelernten Theorien an den praktischen Fallbeispielen üben und anwenden. Die Themen vertiefe ich so tiefgründig und nachvollziehbar. Das ist sehr hilfreich. Dazu bringen viele Dozierende eine Begeisterung für ihre Unterrichtstätigkeit mit.

«Die Dozierenden bringen viel Erfahrung mit und unterrichten praxisnah.»

Aktuell arbeitest du als Projektleiterin / Allrounderin. Wie sieht dein Arbeitsalltag konkret aus?

Mein Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich. Üblicherweise starte ich meinen Arbeitstag im Büro, da ich seit März 2024 primär in der Projektleitung arbeite. Ich betreue laufende Projekte, erledige die Arbeitsvorbereitung, kalkuliere Aufträge und erstelle Abrechnungen.

Seit kurzem bin ich ebenfalls für die Serviceaufträge verantwortlich. Diese bereite ich nicht nur vor, sondern übernehme auch deren Koordination. Ebenso bin ich bei Kundschaft anzutreffen, um mir in besonderen Situationen vor Ort ein Bild zu machen. Ausserdem bin ich in administrativen Tätigkeiten, beispielsweise im Bereich der Zeiterfassung, involviert.

Zu guter Letzt übernehme ich Ferienvertretungen in der Produktion. So helfe ich beim Beschlagen von Fenstern, in der Glaserei, oder bei sonstigen personellen Engpässen aus.

Wo kannst du das gelernte Wissen bereits in der Praxis anwenden?

Das gelernte Wissen hilft mir insbesondere in der Projektleitung, der Kalkulation und der Arbeitsvorbereitung. Dabei fällt mir auf, dass ich längst nicht alles Wissen «bewusst» anwenden muss. Immer wieder stelle ich fest, dass ich die erlangten Kompetenzen bei den mir gestellten Aufgaben automatisch anwende.

Im Weiteren kann ich das Gelernte sicherlich im Umgang und Führen von Mitarbeitenden gut gebrauchen, da ich in diesem Gebiet immer mehr Verantwortung übernehmen darf. Ich habe beispielsweise gelernt, wie ich mit dem nötigen Fingerspitzengefühl kritische Punkte zielführend bei Mitarbeitenden ansprechen kann.

Deine Weiterbildungsreise dauert noch eine Weile an. Worauf freust du dich besonders?

Am meisten freue ich mich natürlich auf den erfolgreichen Abschluss (lacht).

Ich freue mich sicherlich auf die weiteren Schulblöcke und das Wissen, welches uns ferner vermittelt wird. Im Übrigen schaue ich gespannt und mit Vorfreude den weiteren Abenden mit meinen Schulkollegen entgegen.

Wo siehst du dich beruflich nach der Weiterbildung auf dem Bürgenstock?

Ich möchte weiterhin in der Projektleitung tätig sein und diese Aufgabe mit viel Freude ausführen.

Inhaltlich werde ich mich künftig wohl vermehrt mit Normdetails auseinandersetzen. Es warten im Betrieb sicherlich grössere Projekte auf mich. Aktuell beschränken sich die von mir betreuten Projekte auf Umbauten mit rund 15-20 Fenstern. In Zukunft könnten es gar ganze Häuser sein.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

 

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