Praxisnaher Unterricht für Studierende

Kevin Schuler, Projektleiter / Dozent Schreinerei Schürpf GmbH, Seewen SZ

Für die HF Bürgenstock sind rund 200 Dozierende aus unterschiedlichen Branchen tätig. Sie unterrichten in einem Teilzeitpensum zu Themen, auf die sie in der Berufspraxis spezialisiert sind. Einer von ihnen ist Kevin Schuler. Der Urner unterrichtet seit 2020 an der HFB.

Fabian Zemp

Autor/in:
Fabian Zemp

Du unterrichtest an der HFB Fachrechnen, Trigonometrie und Projektmanagement. Was ist dein beruflicher Hintergrund?

Ich absolvierte die Lehre als Schreiner EFZ und habe danach vor allem als Monteur gearbeitet. Im In- und Ausland sammelte ich erste Berufserfahrungen. Darauffolgend habe ich mich entschlossen, die einjährige Berufsmatura und später die Weiterbildung zum dipl. Techniker HF Holztechnik in Zug zu absolvieren. Seit knapp 10 Jahren bin ich nun als Projektleiter tätig.

Wie ist es dazu gekommen, dass du nebenberuflicher Dozent auf dem Bürgenstock wurdest?

Ich habe im Jahr 2018 den heutigen HFB-Schulleiter, Michael Gnos, getroffen. Ich kannte ihn von früher, da er in meiner Heimatregion Fussball spielte. Michael hat mich angefragt, ob ich mich nebenberuflich als Experte an Prüfungen von Schreiner-Lernenden engagieren möchte. Ich sagte zu. Er war damals bereits als Experte tätig und ermöglichte mir, dass ich ihn im ersten Jahr begleiten durfte, um in diese Rolle hineinzuwachsen. Dadurch kamen Michael und ich vermehrt in Kontakt.

Schon während meiner Weiterbildung zum dipl. Techniker HF hatte ich Interesse daran, später einmal zu unterrichten. Dies erzählte ich Michael Gnos – obschon ich zum damaligen Zeitpunkt meine Dozenten-Zukunft eher an einer Berufsschule als an einer Höheren Fachschule sah. Michael erklärte mir, dass es an der HF Bürgenstock immer wieder freie Unterrichtspensen gäbe, die mir einen Einstieg in die Unterrichtstätigkeit ermöglichen könnten.

Es verging kein halbes Jahr und ich erhielt einen Anruf von Stefan Portmann, Leiter Diplomausbildungen und Seminare. Er fragte mich, ob ich Interesse habe, die Fächer «Fachrechnen» und «Trigonometrie» von einem anderen Dozierenden zu übernehmen. Ich sagte zu und bin dadurch zum Teilzeit-Dozenten geworden. Ich startete mit 43 Lektionen Unterricht pro Jahr. Mittlerweile sind es über 200.

Was ist dir im Unterricht mit den Teilnehmenden besonders wichtig?

Mir ist der Austausch unter den Teilnehmenden und das aktive Mitmachen sehr wichtig. Um dies zu erreichen, bereite ich mich gut auf den Unterricht vor und plane einen abwechslungsreichen Ablauf, der zum aktiven Dabeisein animiert. Daneben sollen Auflockerungen und Spass im Unterricht Platz haben. Ein wesentlicher Beitrag zum lebendigen Unterricht leisten die Studierenden jedoch selber – indem sie sich einbringen. Das gegenseitige Teilen von Erfahrungen und das Einbringen von Inputs seitens der Studierenden begrüsse ich daher sehr.

Wie muss ich mir einen typischen Unterrichtstag mit dir vorstellen?

Das kommt auf das Fach an. In den Fächern «Fachrechnen» und «Trigonometrie» repetieren die Teilnehmenden primär das Wissen aus ihrer Lehre. Entsprechend ist viel selbständiges Rechnen angezeigt.

Beim Fach «Projektmanagement» sieht es anders aus. Dort habe ich mehr Spielraum, den Unterricht abwechslungsreich aufzubauen. Ich starte mit einem Einstieg und vermittle danach während maximal 20 Minuten die Theorie. Im Anschluss vertiefen die Teilnehmenden das vermittelte Wissen. Dazu lösen sie oftmals Übungen oder Fallbeispiele, die ich 1:1 in der Praxis bearbeitet habe. Vielfach handelt es sich um Umbauprojekte oder Layoutänderungen von Betrieben.

Hinsichtlich der Sozialformen setze ich gerne auf Gruppenarbeiten. Beim Thema Projektmanagement ist es mir wichtig, dass sich die Gruppen zum Schluss gegenseitig ihre Lösungsvorschläge für das jeweilige Projekt präsentieren – denn kein Projekt ist gleich wie das andere. Zu den präsentierten Lösungen gebe ich ein Feedback. Zwischendurch darf der Spass nicht fehlen – sei es mit einem Spiel zum Einstieg oder nach dem Mittagessen.

Ich habe selbst schon erlebt, wie monoton fachspezifischer Unterricht sein kann. Darum habe ich den Anspruch, dass ich trotz meiner fachlichen Spezialisierung methodisch und didaktisch auf einem hohen Niveau arbeite.

Wie erlebst du das Klima in den Klassen?

Das Klima ist grundsätzlich positiv, weshalb ich stets gerne unterrichte. Das hat sicher damit zu tun, dass alle Teilnehmenden freiwillig dort sind.

Natürlich gibt es je nach Klasse Unterschiede in der Gruppendynamik. Es gibt Klassen, die haben zwei oder drei Teilnehmende, die äusserst aktiv sind. Das animiert andere ebenfalls zur aktiven Teilhabe. So wird der Unterricht besonders interessant. Ich stelle fest, dass die Dynamik mit der Klassengrösse zusammenhängt. Je grösser eine Klasse, umso träger wird die Gruppe und desto weniger kann ich auf einzelne Bedürfnisse eingehen. Bei kleineren Klassen ist es genau umgekehrt.

«An der HFB erwartet dich ein sehr familiäres und freundliches Umfeld, wo man sich wohl fühlt. Die tolle Infrastruktur, die ruhige Umgebung und nicht zuletzt die Aussicht schaffen auf dem Bürgenstock die perfekte Lernatmosphäre für eine Weiterbildung.»

Gibt es Unterschiede zwischen dem Unterricht in einem Seminar und dem Unterricht in einer Lehrgangsklasse?

Das ist schwierig zu beantworten, da ich erst einmal in einem Seminar unterrichtet habe. Das war letztes Jahr. Ich durfte einen Teil vom Kurs «Vorarbeiter / Werkstattleiter» übernehmen. Dort habe ich festgestellt, dass die Gruppe heterogener war, als ich es von den Diplomlehrgängen kannte. Dafür konnte ich, was die Theorie angeht, fachlich nicht so in die Tiefe gehen wie ich es mir von Lehrgängen gewohnt war. Aber das ist sicherlich jeweils gruppenabhängig.

Die HFB ist ein Treffpunkt für Dozierende aus unterschiedlichen Unternehmen und Branchen. Wie erlebst du den Austausch mit ihnen?

Ich erlebe den Austausch sehr offen und familiär. Wenn ich ein Anliegen oder eine Frage habe, so teilen die anderen Dozierenden gerne ihre Erfahrungen. Das nehme ich beim HFB Bildungsteam genauso wahr. Das ist mitunter ein Grund, warum ich immer gerne an der HFB doziere und mein Pensum mehrmals aufgestockt habe (lacht).

Was ich zudem sehr schätze sind die «Train the Trainer»-Veranstaltungen. An diesen Events treffen sich Dozierende, um ihre Lehrkompetenzen zu verbessern. Dort kann ich neue Verbindungen zu Dozierenden knüpfen, die ich sonst nie an der HFB antreffe. Ferner kann ich bestehende Kontakte pflegen.

Was unternimmst du, damit du neben dem Fachlichen ebenso hinsichtlich deiner Rolle als Dozent am Ball bleibst?

Im letzten Jahr absolvierte ich den SVEB 1-Kurs – eine Grundausbildung für Kursleitende und Praxisausbildende. Ich fand den Kurs sehr gut, da er mich über alle Themen meiner Dozententätigkeit hinweg weiterbrachte. Ich schliesse nicht aus, dass ich in Zukunft gar die Weiterbildung zum Ausbildner mit eidg. Fachausweis absolviere.

Daneben sind mir Feedbacks wichtig. Ich erkundige mich bei der Klasse aktiv, wie sie den Unterricht empfinden. Manchmal bleiben Rückmeldungen aus, an anderen Tagen erhalte ich konstruktive Verbesserungsvorschläge, welche mich weiterbringen. Zusätzlich nehme ich die Anregungen des HFB-Teams ernst und setze deren Tipps entsprechend um.

Darüber hinaus hinterfrage ich meinen Unterricht selbstkritisch. Wenn ich einer Klasse ein Thema erkläre und die Teilnehmenden den Inhalt nicht verstehen, dann ziehe ich meine Lehren daraus. Das nächste Mal erkläre ich die Angelegenheit anders.

Welchen Tipp möchtest du den Studierenden der HFB abschliessend mit auf den Weg geben?

Seid offen und neugierig für neue Herausforderungen. Nur so könnt ihr Erfahrungen sammeln und euch persönlich weiterentwickeln.

«Potenzial ist immer vorhanden. Massgebend ist, was du daraus machst.»

Ich bin ausserdem der Meinung, dass wir einen sehr vielfältigen und nachhaltigen Beruf erlernt haben. Auf unsere Fähigkeiten und diesen Beruf dürfen wir stolz sein. Der Berufsstolz ist in den letzten Jahren leider vielerorts in den Hintergrund gerückt. Ich finde, dass der Berufsstolz etwas ist, das man zeigen darf – so ebenfalls in der Weiterbildung. Dafür braucht es die erwähnte Offenheit und Neugier für neue Herausforderungen. Daran arbeite auch ich. Potenzial ist immer vorhanden. Massgebend ist, was du daraus machst.

Vielen Dank für das spannende Gespräch und weiterhin viel Freude bei deiner Unterrichtstätigkeit auf dem Bürgenstock.

 

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