Brandschutzvorschriften BSV 2015

Feuer und Flamme für neue Brandschutzvorschriften (Bild: PD).

Seit 2015 gelten in der Schweiz neue Brandschutzvorschriften. Gerade für den Innenausbau sollten Schreinereien mit diesen Regelungen vertraut sein. Die Höhere Fachschule Bürgenstock führt in Zusammenarbeit mit der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz erstmals Seminare für Planer, Schreiner und Monteure in Maienfeld durch.

Der Holzbock, Nummer 15, 1-2015, Fabrice Müller


Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern mit den wenigsten Brandtoten. Ein wirkungsvolles Instrument zur Brandverhütung sind die Brandschutzvorschriften (BSV). Diese wurden per 1. Januar 2015 massgeblich überarbeitet und liberalisiert. In der Brandschutznorm bleibt das bisherige Sicherheitsniveau im Personenschutz unverändert; beim Sachwert hingegen setzen die neuen Vorschriften auf eine wirtschaftliche Optimierung. Dadurch sinken die Baukosten für Brandschutzmassnahmen tendenziell. Bei Neubauten wird der Anteil des baulichen Brandschutzes kleiner; die Massnahmen für den technischen und organisatorischen Brandschutz hingegen nehmen zu. „Eine Studie der ETH Zürich hat ergeben, dass die bisherigen Brandschutzvorschriften im Vergleich zum Nutzen zu hohe Kosten verursachten“, berichtet Pierre Scheidegger von der Abteilung Technik und Betriebswirtschaft des VSSM in Zürich. Deshalb habe man sich zu einer Überarbeitung der Brandschutzvorschriften entschieden. Diese gelten für alle Baubewilligungen, die im 2015 erteilt wurden. Die Brandschutzvorschriften werden gemäss Pierre Scheidegger in allen Kantonen einheitlich angewendet. Je nach Objekt gebe es jedoch einen Auslegungsspielraum. In Spitälern und Altersheimen etwa würden die Brandschutzvorschriften tendenziell strenger umgesetzt.

Neu: QS-Verantwortlicher Brandschutz

Die Liberalisierung des Brandschutzes – in Kombination mit der wachsenden Komplexität der Bauten – stellt höhere Anforderungen an die Projektierung, Realisierung und Qualitätssicherung. Wie Pierre Scheidegger erklärt, werden mit den neuen Vorschriften auch die Verantwortlichkeiten und Abläufe klarer geregelt. Denn: „Weil manche Planer und Architekten nicht im Detail über Brandschutzvorschriften informiert sind, verlassen sie sich auf die ausführenden Handwerker wie zum Beispiel den Schreiner.“ Das sei jedoch der falsche Weg und werde mit den neuen Brandschutzvorschriften klar geregelt, sagt der VSSM-Fachmann. „Der Planer ist dafür verantwortlich, dass die richtigen Materialien gemäss den Brandschutzvorschriften vorgesehen werden. Der Handwerker bestellt die Bauteile bzw. stellt diese her gemäss den Vorgaben des Planers und trägt Verantwortung für die vorschriftsgemässe Montage.“ Als weitere Neuerung werden alle Neu- oder Umbauten von einem VKF-anerkannten Brandschutzfachmann begleitet. Auf dieser zusätzlich eingebauten Qualitätssicherheitsstufe steht dieser Fachmann Planern, Handwerkern und Bauherren nicht nur beratend zur Seite, sondern arbeitet aktiv beim Brandschutz- und Fluchtwegkonzept mit. Zudem überwacht er das Bauprojekt und ist für die Information der Bauherrschaft verantwortlich. Die Aufgaben des QS-Verantwortlichen für Brandschutz können auch von Schreinern übernommen werden, vorausgesetzt, sie verfügen über die nötige VKF-Ausbildung.

„Brandschutzspezialist“ mit hohem Praxisbezug

Die Höhere Fachschule Bürgenstock bietet für Planer, Sachbearbeiter/AVOR und Unternehmer sowie für Zulieferer aus dem Beschläge- oder Plattenhandel das Seminar „Brandschutzspezialist“ an, neu auch in Zusammenarbeit mit der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz in Maienfeld. Die Referenten vermitteln allgemeine Grundlagen zur Thematik Brandschutz im Objektbereich. Zudem werden beispielsweise konkrete Aufgabenstellungen aus dem Schreinerbereich bearbeitet und Beispiele aus dem Praxisumfeld besprochen. Daniel Schmitt von der Schreinerei Voellmy & Co. in Basel hat dieses Seminar absolviert und ist überzeugt, dass die zusätzlichen Kompetenzen rund um Brandschutz für ihn wie auch für das Unternehmen einen Mehrwert darstellen. „Das Seminar gibt mir eine Sicherheit im Umgang mit der Brandschutzthematik. Früher agierten wir in diesem Bereich äusserst vorsichtig, denn die Gefahr, etwas falsch zu machen, war gross.“ Neben Daniel Schmitt haben bereits drei weitere Mitarbeiter aus der Schreinerei Voellmy & Co. das Brandschutz-Seminar an der HF Bürgenstock besucht. Pierre Scheidegger ist überzeugt, dass Weiterbildungen im Brandschutz für die Schreinereien wertvolle Kompetenzen vermitteln, um sich zu spezialisieren und gegenüber der Konkurrenz abzuheben. „Die Schreinereien werden so zu zuverlässigen Brandschutzpartnern für Architekten und Planer.“

Brandschutz für Monteure

Brandschutz geht auch die Monteure von Schreinereien etwas an. Deshalb bietet die HF Bürgenstock auch ein Brandschutzseminar für Monteure an. Neu wird dieser Kurs auch in Maienfeld in der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz durchgeführt. Es vermittelt den Mitarbeitenden die planerischen Hintergründe, damit diese vorschriftskonform in die Praxis umgesetzt werden können. „Es ist wichtig, dass den Monteuren die Zusammenhänge im Brandschutz bewusst sind“, betont Pierre Scheidegger und spricht dabei beispielsweise die unterschiedlichen Brandschutzvorgaben je nach Hersteller an. Für Daniel Schmitt hört der Brandschutz nicht in der Planung auf, sondern gehört auch in die Weiterbildung der Monteure. „Sie brauchen das nötige Hintergrundwissen und eine gesunde Wachsamkeit auf der Baustelle. So sollten Monteure zum Beispiel wissen, dass Brandschutzelemente zwingend so zu montieren sind, wie diese geprüft werden.“ Ausserdem stehen Monteure täglich in Kontakt mit der Bauherrschaft und werden daher unter anderem mit Fragen zum Brandschutz konfrontiert. Dies ist für Daniel Schmitt ein weiteres Argument, der für eine Brandschutzweiterbildung der Monteure spricht.

Unser Kursangebot zum Thema

Brandschutz für Monteure

mehr
Telefonanruf starten
WhatsApp-Konversation oder Anruf starten
Kontaktformular öffnen